Ein kleiner Leitfaden zur finanziellen Gesundheit
Egal ob online oder offline: Wer Geld ausgibt, kann dies heute mit zig verschiedenen Mitteln von Bar- bis Ratenzahlung tun. Da kann es schon mal schwierig werden, den finanziellen Überblick zu behalten. Unsere Autorin hat konkrete Tipps für alle, die sich erstmals ihrer finanziellen Gesundheit widmen wollen.
Der Weg zu finanzieller Gesundheit beginnt mit kleinen Schritten
Finanzielle Gesundheit ist wie körperliche oder geistige Gesundheit:
Wenn es gut läuft, ist man gesund. Manchmal ändert sich der Zustand allerdings ohne das eigene Zutun. Aber auch dann kann und sollte man sich um seine finanzielle Gesundheit kümmern – je früher, desto besser.
Im schlimmsten Fall nämlich führen finanzielle Schwierigkeiten zu Verschuldung. Laut dem „SchuldnerAtlas Deutschland“ von CreditReform sind die häufigsten Gründe für eine Verschuldung erstens unerwartete Arbeitslosigkeit und zweitens ein Unfall, die ja nun beide eher außerhalb der Kontrolle der Betroffenen liegen.
An dritter Stelle jedoch steht die „unwirtschaftliche Haushaltsführung“ – die Menschen haben also Schwierigkeiten im Umgang mit Geld. Seit 2016 sind die Fälle mit diesem Hauptgrund laut dem SchuldnerAtlas sogar kontinuierlich gestiegen, während die meisten anderen Auslöser im Jahresvergleich zurückgegangen sind.
Finanzen sind heute viel komplizierter als früher. Als meine Oma damals die Haushaltsbuchführung der Familie gemacht hat, hat sie mit Kassenbons neben ihrem Haushaltsbuch aus Papier gesessen und notiert, wofür sie wieviel Geld ausgegeben hat. Ich kann mich bis heute an das Notizbuch erinnern, das sie dafür benutzt hat.
Heute gibt es so viele verschiedene Bezahlmethoden, wenn wir unser Geld ausgeben, von Kreditkarten über Paypal oder Mobile Payment bis hin zum Kauf auf Rechnung oder Raten. In der Grafik unten ist exemplarisch die Vielfalt der Zahlungsmittel im E-Commerce zu sehen. Kein Wunder, finde ich, dass es für viele Menschen so schwierig geworden ist, ihre Finanzen zu überschauen. Den Überblick zu gewinnen und zu behalten, ist aber für die finanzielle Gesundheit unerlässlich.
Drei entscheidende Schritte für eine bessere finanzielle Gesundheit
1. Ausgaben tracken
Der erste Schritt, um sich einen Überblick zu verschaffen, besteht darin, seine Einnahmen und Ausgaben, zum Beispiel für einen Zeitraum von drei Monaten, zu erfassen und zu kategorisieren – egal ob analog oder digital, manuell oder automatisiert.
Wobei ich immer raten würde, eine digitale Haushalts-App zu wählen, bei der man mehrere Konten, Kreditkarten, Depots etc. in einer App anzeigen lassen kann. Sobald ich einmal die Kategorien für meine Kontoein- und -ausgänge erstellt habe, ist schon heute vieles automatisierbar. Ich bin überzeugt, dass Künstliche Intelligenz hier perspektivisch noch mehr Möglichkeiten bieten wird. Und egal, ob man schon mit dem nächsten Schritt – dem Budgetieren – anfangen kann oder möchte: Man sollte auf jeden Fall eine App wählen, mit der das möglich wäre.
2. Budgetieren
In der App YNAB zum Beispiel dreht sich alles um das Budget – also eine Summe, die jeweils für einen bestimmten Ausgabenbereich zur Verfügung steht. Man setzt sich gleich zu Beginn der erstmaligen Einrichtung ein oder mehrere solcher finanziellen Ziele. Wer nicht so eng an die Hand genommen werden, sondern sich eigenständig kümmern möchte, dem ist zum Beispiel Money Money zu empfehlen. Hier legt man selbst seine Kategorien an und kann nach Belieben Budgets definieren. Im Kern geht ist es aber mit beiden Apps möglich, die Ausgaben zu kategorisieren und im Blick zu behalten, ob man im Rahmen seiner Budgets bleibt.
Das Budgetieren ist der wichtige nächste Schritt auf dem Weg zu finanzieller Gesundheit. Dafür muss man erst einmal analysieren:
- Wieviel Geld gibt man denn wofür aus?
- Stehen die Ausgaben für Lebenshaltungskosten und Freizeitaktivitäten in einem gesunden Verhältnis zueinander?
- In welchen Bereichen könnte oder sollte man weniger ausgeben?
Hier sollte man unbedingt ehrlich zu sich selbst sein. Sich vorzunehmen, die Zeit im Lieblingscafé und damit die Kosten von jetzt auf gleich um 50 Prozent zu reduzieren, ist unrealistisch. Ich weiß, wovon ich rede. Es gibt da ein italienisches Café in meinem Hamburger Viertel, das sich sehr darüber freut, dass ich mein Budget für „Café-Zeit“ nicht weiter gekürzt bekomme. 😄 Ein Budget sollte immer aktuellen Gewohnheiten widerspiegeln – und auf der Basis nach Verbesserung streben.
Wer nicht die Zeit, Lust oder Energie hat, sich ins detaillierte Budgetieren zu vertiefen, dem hilft vielleicht die 50-30-20-Regel der US-Senatorin Elizabeth Warren (wobei man auch anmerken könnte, dass angesichts der gestiegenen Lebenshaltungskosten 60-30-10 eher zeitgemäß ist). Dieses Modell geht davon aus, dass es drei Kategorien von Ausgaben gibt, auf die jeweils ein bestimmter Prozentsatz entfällt: Grundbedürfnisse wie Miete, Lebensmittel etc., Ermessenskäufe, auf die im Notfall auch verzichtet werden kann, wie z.B. ein Streaming-Abo, und langfristige finanzielle Ziele wie Schuldentilgung und Sparen für die Altersvorsorge.
Eine erste Analysefrage könnte sein: Stimmt das Verhältnis der Bereiche zueinander?
3. Budget einhalten
Das Schwierigste am ganzen Prozess ist das Durchhalten!
Finanzdisziplin habe ich das in einem früheren Beitrag hier im Blog genannt. Der Begriff klingt zunächst streng und hart, trifft es aber leider. In etwa: Wer finanziell gesund sein will, muss seine Ausgaben und Budgets regelmäßig auf den Prüfstand stellen, aus Fehlern lernen und gegebenenfalls seine Ziele und sein Ausgabeverhalten an neue Gegebenheiten anpassen.
Zahlungsmethoden genau bedenken
Wer noch nicht budgetieren kann oder mag, kann vielleicht zumindest beim nächsten Einkauf kurz innehalten und sich fragen: Was ist die beste Zahlungsmethode für meine derzeitige finanzielle Situation? Denn wie bereits erwähnt, gibt es einige Methoden, die es schwerer machen, den Überblick über seine Finanzen zu behalten:
Wenn ich sehr viel mit Bargeld zahle, muss ich Belege nachverfolgen und Zahlungen dann erstmal manuell in meine App eintragen.
Bei einem Kauf auf Rechnung muss ich mich daran erinnern, diese Rechnung bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu bezahlen. Die Zahlungsverpflichtung ist schon da, in meiner finanziellen Übersicht ist sie aber noch nicht enthalten.
Beim Onlineshopping wird mittlerweile viel das „Buy Now, Pay Later“-Verfahren angeboten, also: Jetzt kaufen, aber später zahlen oder gar abstottern. Bei so einer Zahlung auf Raten habe ich das Problem, dass es eine bestimmte Anzahl von Monaten (oder Jahren) eine regelmäßige Zahlung geben wird. Vergesse ich eine Zahlung oder zahle zu spät, fallen zusätzliche Gebühren an. Das sind vermeidbare Kosten und Komplikationen.
Selbst die Zahlung per Kreditkarte macht es schwer, den Überblick zu behalten, weil das Geld nicht sofort abgebucht wird. Und wenn man monatlich nur einen bestimmten Betrag statt der kompletten Kreditkartenschulden abbezahlt, können sich die Schulden zudem häufen.
Hauptsache anfangen!
Ich mache diese Aufzählung nicht, weil ich grundsätzlich für oder gegen eine bestimmte Zahlungsweise bin. Wer sich erstmals mit seiner finanziellen Gesundheit beschäftigt, sollte jedoch wissen, was bestimmte Bezahlmethoden mit sich bringen. Gerade für Anfänger:innen ist es deswegen gut, sich zumindest vorübergehend auf die Zahlungsweisen zu beschränken, die – wie eine SEPA-Lastschrift, die Nutzung einer Debit-Karte oder ein Verfahren wie Paypal – sofort vom Konto abgehen. Dann gibt es keine Verzögerung bei der Abbuchung und der Überblick fällt leichter. 👍🏻
Grundsätzlich gilt: Je mehr Zeit man sich für seine Finanzen nimmt, desto besser. Aber da das nicht jeder Person möglich ist, sei einmal klar gesagt: Auch kleine Schritte hin zu mehr finanzieller Gesundheit zählen! Hauptsache, man legt los und nimmt das Thema ernst.
Autorin
Caro Beese
Journalistin & Content Creatorin, Schwerpunkt Female Finance & Digital Banking
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