An Europas E-Ladesäulen herrscht Bezahlchaos

20.09.2022

In Europa Strom für das E-Auto zu tanken ist kompliziert – spontanes Stromtanken nahezu unmöglich. Denn Ladesäulenbetreiber:innen setzen lieber auf eigene Ladekarten, Apps oder Webseiten anstatt auf einfaches Bezahlen mit Debit- oder Kreditkarte. Den Kund:innen wäre das allerdings am liebsten. So das Ergebnis einer Studie im Auftrag der Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V.

In mehr als 9 von 10 Fällen sei das einfache Zahlen mit der eigenen Debit- oder Kreditkarte an E-Ladesäulen unmöglich. Das entspricht so gar nicht den Wünschen der E-Autofahrer:innen in Europa: Denn mehr als zwei Drittel würden den getankten Strom am liebsten spontan und ohne Datenerfassung mit der eigenen Bankkarte bezahlen wollen. So berichtet die Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V. (IDZ) in einer aktuellen Meldung. Stattdessen müssten sie sich häufig eine App herunterladen, eine separate Ladekarte erwerben oder sich auf Webseiten der Betreiber:innen registrieren – also deren sogenannte geschlossene Bezahlsysteme nutzen.

An Europas E-Ladesäulen herrscht Bezahlchaos

© Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V

Das ergab die Auswertung der angebotenen Bezahlmöglichkeiten von 61 Ladesäulenbetreiber:innen, mit insgesamt knapp 30.000 öffentlich zugänglichen Ladesäulen in zwölf europäischen Ländern (Deutschland, Niederlande, Italien, Frankreich, Österreich, Schweden, Portugal, Spanien, Polen, Slowenien, Tschechien sowie Griechenland), die die Marktforscher:innen von Kantar im Auftrag der IDZ durchgeführt haben.

Geschlossene Bezahlmethoden dominieren

55 der 61 Ladesäulenbetreiber:innen würden lediglich geschlossene Bezahlmethoden anbieten. Um eine Ladekarte zu erhalten, müssten Kund:innen meist einen Vertrag abschließen. Von den 59 Ladesäulenbetreiber:innen, die das Bezahlen mittels betreibereigener Ladekarte oder der eines Roamingpartners anbieten würden, statteten lediglich 32 Anbieter:innen ihre Ladesäulen zusätzlich mit einem statischen QR-Code aus. Der QR-Code würde das Smartphone auf eine Webseite führen und eine Zahlung erst nach Eingabe der eigenen Zahlungsdaten ermöglichen. Dieser gut gemeinte Service sei allerdings betrugsanfällig, da ein QR-Code mit einem gefälschten Code überklebt werden könne. Betrüger:innen wäre es dann möglich, durch eine Weiterleitung auf eine gefälschte Webseite sensible Daten oder die Zahlung von Verbraucher:innen abzufangen.

50 Ladesäulenbetreiber:innen haben laut IDZ zudem wenigstens eine eigene Lade-App im Repertoire, die zum Starten des Lade- und Bezahlvorganges aber teilweise ebenfalls eine Registrierung voraussetzt. Ob über eine App oder eine Webseite, beide Bezahlvorgänge seien kompliziert und für Verbraucher:innen mit Aufwand und Hürden verbunden. E-Autofahrer:innen benötigten in allen Fällen ein Smartphone und eine stabile Internetverbindung.

Zudem sei meist der Preis pro Kilowatt-Stunde oder Ladevorgang beim Bezahlen mit der Debit- oder Kreditkarte über Apps oder Webseiten deutlich teurer als beim Stromtanken mit der betreibereigenen Ladekarte. Spontanes Laden sei so für E-Autofahrer:innen besonders unattraktiv.

Lediglich an sechs der untersuchten E-Ladesäulen – zwei in Frankreich sowie je einer in Deutschland, Österreich, Schweden und Polen – sei eine spontane Bezahlung mit einer Debit- oder Kreditkarte durch Stecken oder kontaktlos über ein Kartenterminal möglich gewesen.

E-Ladesäulen brauchen einfache und einheitliche Bezahlmethoden

Die IDZ appelliert: Für eine breite Akzeptanz der E-Mobilität in der Gesellschaft seien einheitliche, verständliche und vor allem leicht handhabbare Bezahllösungen an E-Ladesäulen notwendig. Verbraucher:innen müssten sich beim Stromtanken auf eine ebenso gut ausgebaute Ladeinfrastruktur mit gängigen Bezahlmöglichkeiten verlassen können, wie sie es vom Tankstellennetz kennen. Die Ergebnisse der Studie würden die bekannten Forderungen unterstreichen, die Akteure wie die Deutschen Kreditwirtschaft, die kommunalen Spitzenverbände in Deutschland, der ADAC und der Bundesverband der electronic cash Netzbetreiber (BecN) sowie die IDZ tragen. Gemeinsam setzten sich diese im Rahmen des Gesetzgebungsprozesses zur „Alternative Fuels Infrastructure Regulation“ (AFIR) dafür ein, spontanes Bezahlen mit Debit- und Kreditkarte über ein Bezahlterminal als Mindeststandard an E-Ladesäulen in ganz Europa festzuschreiben.

Mehr Einblicke in die Studie gibt es hier.

 

An Europas E-Ladesäulen herrscht Bezahlchaos
Stephan Arounopoulos

Presse und Öffentlichkeitsarbeit


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